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Posté le: juin 4, 2019 | Auteur: Pr Olivier Lepage | Catégories: Krankheiten

„ Man muss schon sehr auf nicht lahmende Pferde eingehen, aber wenn der Reiter eine ungewöhnliche Hemmnis spürt, eine Leistungsminderung... “

Empfehlungen Profesor Olivier Lepage

Das Gelenk, eine komplexe und fragile biomechanische und biologische Zone

Um sich problemlos bewegen zu können benötigen Pferde gesunde Synovialgelenke, die:

    • Reibungslose und schmerzfreie Bewegungen ermöglichen (Schmierung durch Synovialflüssigkeit),
    • An der Stoßdämpfung mitwirken dank einer guten Widerstandsfähigkeit der Knorpeloberflächen und einer geeigneten Umbildung des subchondralen Knochens.

Der Knorpel ist eine grundlegende Komponente des Synovialgelenks, ein gut strukturiertes Bindegewebe, bestehend aus Zellen, Chondrozyten und einer extrazellulären Matrix des Kollagens und der Proteoglykanen, Glycosaminoglykane enthaltend wie Hyaluronsäure, welche wie ein Schwamm agieren. Es wird während der Standphase des Pferdes zusammengedrückt und saugt während der Schwungphase der Bewegung Synovialflüssigkeit auf. Die Integrität der peripheren Weichteile (Kapsel und Bänder) bietet ihrerseits eine für alle Gelenkkomponenten erforderliche Stabilität.

Diese komplexe Anatomie prädisponiert für verschiedene Erkrankungen, deren Ursachen vielfältig sind. Wenn sie nicht mit der Bildung oder dem Vorliegen einer Krankheit wie der Osteochondrose verbunden sind, sind sie Gelenkkomponenten. Die Arbeit von Sportpferden beansprucht die Gelenke sehr stark und je nach ausgeübter Disziplin unterliegen die Gelenke dem biomechanischen Stress noch mehr als in anderen Disziplinen. Die Pferde sind daher stärker dazu prädisponiert, ein degeneratives Syndrom der Gelenke (frz. Abk. SAD) zu entwickeln.

Das degenerative Syndrom der Gelenke (frz. Abk. SAD)

Was auch immer das Trauma eines Gelenkes sei, es wird die Freisetzung von verschiedenen Entzündungsmediatoren veranlassen (Metalloproteinasen, Prostaglandine, freie Radikale, Interleukine-1, usw.) welche die Integrität des Knorpels beeinflussen. Dieser verschlimmert sich schrittweise und wird selber weitere Entzündungsmediatoren freisetzen und ein Teufelskreis der Degeneration beginnt sich einzurichten und selbsttragend zu werden.

Klinisch gesehen wird die Entzündung bei einer SAD eine Überdehnung des Gelenks, Schmerzen, eine Verminderung des Bewegungsbereichs verursachen und schließlich für das geschulte Auge des Reiters zu einer Gangstörung führen. Je nach Zusammensetzung des betroffenen Gelenks trägt die SAD unterschiedliche Namen: Kapsulitis, Synovitis (häufig bei Verstauchungen), Arthritis, Arthrose und Osteoarthrose bei Einbeziehung des Knorpels und/oder des subchondralen Knochens. Wenn eine schlechte Form der Gliedmaßen des Pferdes vorliegt, eine Osteochondrose oder ein einzelnes schweres Trauma eines Gelenks, kann sich eine SAD schnell entwickeln. Diese Symptomatik tritt aber bei Pferden, die der wiederholten mechanischen Belastung ausgesetzt sind oft erst nach mehreren Jahren Sportaktivität ein. Die Gliedmaßen sind am meisten von dieser Erkrankung betroffen, aber sie kann auch die Wirbelsäule, insbesondere im Bereich der Halswirbel befallen.

Die Frühzeitigkeit und Präzision der Diagnose einer SAD gewährleistet den therapeutischen Erfolg. Nach einer minutiösen klinischen Untersuchung, manchmal mit Unterstützung eines Systems, das sich auf Beschleunigungssensoren stützt, wie der «Lameness Locator™» um eine Gangstörung zu objektivieren, und nach der Durchführung von semiologischen Anästhesien, um den Ort zu lokalisieren, benutzt der Tierarzt verschiedene Techniken der medizinischen Bildgebung. Dennoch ermöglicht keine eine gute Visualisierung des Knorpels, daher ist das Einführen einer kleinen Kamera ins Gelenk (Arthroskopie) die beste Technik, um den Zustand der Degradation des Knorpelgewebes zu beurteilen.

Vorbeugen und heilen

SAD ist eine fortschreitende degenerative Erkrankung, welche zur Zeit nicht heilbar ist, wenn das Stadium der Abnutzung des Knorpelgewebes erreicht ist. Das Ziel, die Erkrankung wirksam zu behandeln ist es daher, ihrem Auftreten vorzubeugen oder ihr Fortschreiten zu stoppen und die Schmerzen des Pferdes zu lindern. Dem Auftreten einer SAD vorzubeugen ist natürlich der Idealfall. Dies erfolgt durch:

    • die Auswahl eines Fohlens mit einer guten Stellung
    • die Korrektur der Stellung in der Hufschmiede
    • die Erforschung des Bodens und der für jedes Pferd geeignetsten Trainingsart je nach seiner Sportaktivität
    • orale Verabreichung von Nahrungsergänzungen (Nutrazeutika) wie Glucosamin und Chondroitinsulfat.

gut verträglich sind und bei der Verwendung einer Kur mit Teufelskralle (Harpagophytum) eine Schmerzverringerung beobachtet wird, erfordert der Anspruch dieser Produkte auf Knorpelschutz noch Forschungsstudien, um ihre wirkliche therapeutische Wirkung zu evaluieren. Der Begriff Knorpelschutz beinhaltet nämlich die Fähigkeit, dem Abbau des Knorpelgewebes vorzubeugen und seine Synthese zu stimulieren, was von den meisten, im freien Verkauf zugänglichen Arzneimitteln längst nicht bewiesen ist. Während der akuten Phase der meisten SADErkrankungen ist die Ruhe in Verbund mit systemisch verabreichten nicht-steroidalen Entzündungshemmern ausreichend, um die Erkrankung zu stoppen und den Schmerz zu kontrollieren. Eine andere wirksame Methode zum schnellen Stopp des degenerativen Teufelskreises ist die Infiltration verschiedener Medikamente (Kortikosteroide, Hyaluronsäure, Interleukin-1 RAP, Stammzellen) in das Gelenk. Von all diesen Optionen ist die Verabreichung von Kortikosteroiden am wirksamsten, aber man muss eine unterschiedlich lange Rückzugszeit von den Wettkämpfen berücksichtigen, je nach Funktion des verwendeten Moleküls. Wenn bei der Röntgenaufnahme eine Einbeziehung des subchondralen Knochens in einer übermäßigen osteoklastischen Phase vermutet wird, ist die Verabreichung von Bisphosphonaten geboten (Tiludronsäure oder Clodronsäure).

Chirurgisch betrachtet ist das therapeutische Angebot oder großem Bewegungsbereich betrifft. Für Gelenke mit kleinem Bewegungsbereich (Fessel, innerhalb der Fußwurzelgelenke) ist es möglich, auf die Arthrodese zurückzugreifen, die darin besteht, alle Bewegungen und somit alle Schmerzen des betroffenen Gelenks zu beseitigen. Für Gelenke mit großem Bewegungsbereich (Fesselgelenk, Hinterknie, Karpalgelenk) muss die Arthroskopie oder Arthrotomie zu Hilfe genommen werden, um die degenerativen Läsionen vom Knorpel zu entfernen, Proben zu entnehmen, Brüche zu reparieren und vielleicht in Zukunft einen Oberflächenersatz des degenerierten Knorpels vorzunehmen, um die wichtige Mobilität des Gelenks zu bewahren. Die intra-artikuläre Verabreichung von Stammzellen bleibt umstritten, sowohl was die Nützlichkeit betrifft als auch die Tatsache, dass diese Behandlung in keinem Fall das beschädigte Knorpelgewebe wiederherstellen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre die Idee, autologes (vom Patienten stammendes) Knorpelgewebe in den Arthroseläsionen zu implantieren. Dazu müssten die beim Patienten entnommenen Knorpelzellen anhand 2D/3D-Kultur vermehrt werden, bevor sie in der Läsion in Form von kleinen Knorpelkügelchen (Chondrobeads) wieder eingepflanzt werden. Dies ist eines der Forschungsthemen der Forschungsgruppe «Groupe de Recherche en Médecine et Rééducation des Equidés de Sports (GREMERES)» der Tierärztlichen Hochschule «Ecole vétérinaire» in Lyon, das in Zusammenarbeit mit dem Team von Dr. V. Tieng vom Universitätsspital Genf entwickelt wird. Ein schönes Beispiel einer Herangehensweise «One Health» mit einem Technologietransfer von der Human- zur Veterinärmedizin und umgekehrt, denn es geht, in fine, darum, das Wohlbefinden vom Pferd und seinem Reiter zu verbessern.

Der Schlüssel zum Erfolg: eine frühzeitige Diagnose

Ein Pferd kann zu jedem Zeitpunkt seiner Sportkarriere eine anormale Belastung auf die Gelenke erfahren, die Anfang einer SAD sein kann. Es ist die Pflicht des Reiters, diese zu erkennen, die Pflicht des Tierarztes, diese schnellstmöglich zu diagnostizieren, um den Prozess zu stoppen, bevor es zu einem Abbau des Knorpelgewebes kommt. Eine SAD ist im Stadium der Kapsulitis, der Synovitis oder selbst bei Vorliegen eines Fragmentes reversibel, aber ein zerstörter Knorpel kann sich nicht regenerieren und seine Reparatur ist noch im Versuchsstadium. Es gilt daher, alles daran zu setzen, der Degradation vorzubeugen und wenn die tiermedizinische Forschung sich auf die medizinische Bildgebung konzentriert, muss man schon sehr auf nicht lahmende Pferde eingehen, wenn der Reiter eine ungewöhnliche Hemmnis, eine Leistungsminderung spürt... Einer SAD vorzubeugen bedeutet, sie zu heilen!

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